Im ersten Quartal 2025 erlebt Deutschlands Stromproduktion eine überraschende Wendung: Statt Erneuerbare dominieren plötzlich wieder fossile Energieträger wie Kohle und Gas den Strommix. Wie es dazu kam, welche Faktoren verantwortlich sind, und was das für die Zukunft der Energiewende bedeutet, beleuchtet dieser umfassende Newsblog mit aktuellen Zahlen, Hintergründen und Ausblicken.
Einleitung: Unerwarteter Richtungswechsel beim deutschen Strommix
Deutschland galt lange als Vorbild für die Energiewende. Noch 2024 schien der Trend eindeutig: Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion stieg und stieg, Kohle und Gas wurden verdrängt. Doch das erste Quartal 2025 bringt eine echte Überraschung. Erstmals seit zwei Jahren liefern fossile Energieträger wieder mehr Strom ins Netz als Wind, Solar und Co. Um zu verstehen, wie es zu diesem Umschwung im Strommix kam, lohnt ein genauer Blick auf aktuelle Zahlen, das Wetter und die Mechanik hinter der Stromerzeugung.
Im folgenden Blog beleuchten wir die Entwicklungen des ersten Quartals 2025, vergleichen sie mit dem Vorjahr und analysieren die Hintergründe. Dabei werfen wir auch einen Blick darauf, was das für die Strompreise, die Versorgungssicherheit und die politische Diskussion um die Energiewende bedeutet. Wer verstehen will, warum fossile Energien plötzlich wieder vorn liegen, ist bei uns genau richtig.
Statistischer Überblick: 1. Quartal 2025
Das Statistische Bundesamt veröffentlichte Anfang Juni 2025 frische Zahlen: Im ersten Quartal wurden in Deutschland 119,4 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert und ins Netz eingespeist. Das sind rund 1,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, als es noch 121,7 Milliarden waren. Was jedoch wirklich ins Auge fällt: Nur 49,5 Prozent des eingespeisten Stroms kamen aus erneuerbaren Quellen. Dagegen stammten 50,5 Prozent aus fossilen Energieträgern wie Kohle und Erdgas.
Noch im ersten Quartal 2024 lag der Anteil der Erneuerbaren bei 58,5 Prozent, die Fossilen kamen auf 41,5 Prozent. Somit hat sich das Verhältnis in nur einem Jahr komplett umgekehrt, wie die detaillierte Aufschlüsselung nach Energieträgern zeigt.
Etwa 32,3 Milliarden Kilowattstunden entfielen auf Kohlestrom, das entspricht 27 Prozent des Gesamtmixes. Bemerkenswert: Die Windenergie, sonst das Rückgrat grüner Stromproduktion, fiel mit 33,2 Milliarden Kilowattstunden erstmals wieder deutlich ab. Die Stromproduktion aus Photovoltaik dagegen konnte zwar zulegen, aber nicht genug, um den Rückgang auszugleichen.
Trendwende: Von erneuerbar zu fossil
Vergleicht man diese Entwicklung mit den Vorjahren, wird klar, wie außergewöhnlich der Umschwung ist. Seit 2023 dominierten die Erneuerbaren den deutschen Strommix. Der Anteil konventioneller Energieträger sank stetig, der Klimaschutz schien auf Kurs. Im ersten Halbjahr 2024 lag der Anteil erneuerbarer Energien sogar über 60 Prozent.
Im ersten Quartal 2025 erleben wir jedoch eine echte Trendwende. Mit 19,3 Prozent mehr Strom aus fossilen Quellen im Vergleich zum Vorjahr und ganzen 17 Prozent weniger aus Erneuerbaren verschieben sich die Kräfte klar zu Ungunsten des Klimaschutzes. Das letzte Mal, dass fossile Energieträger mehr als die Hälfte des Stroms lieferten, war im ersten Quartal 2023 – ein Trend, den die meisten eigentlich schon als überwunden glaubten.
Spannend ist der Zeitpunkt des Umschwungs: Während 2024 noch von einem „besonders windreichen Jahr“ gesprochen wurde, begann 2025 direkt mit einem solchen Rückschlag für die Energiewende. Die Trendumkehr ist nicht das Ergebnis technischer Rückschritte, sondern vor allem des Wetters, wie die nächsten Abschnitte zeigen werden.
Wetter als Schlüsselfaktor
Das Wetter spielte im ersten Quartal 2025 eine zentrale Rolle. Laut den Statistiken des Bundesamts war es „außergewöhnlich windarm“. Weniger Wind bedeutet direkt weniger Strom aus Windkraftanlagen, da diese nur dann zuverlässig Strom liefern, wenn ausreichend starker Wind weht.
2024 hingegen überraschte mit einem selten windreichen Halbjahr. Damals betrug der Anteil der Windkraft am Energiemix starke 33 Prozent. Doch schon wenige Monate später, im „windarmen ersten Quartal“, sank dieses Potential rapide ab. Mit nur 27,8 Prozent Anteil an der Stromerzeugung (im Vergleich zu 38,5 Prozent im Vorjahr) markierte das Quartal einen Tiefpunkt.
Dieser Wetterfaktor zeigt, wie abhängig die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien von natürlichen Bedingungen ist. Besonders in Monaten mit wenig Wind oder wenig Sonne geraten erneuerbare Quellen an ihre Grenzen – was im Januar bis März 2025 deutlich sichtbar wurde.
Windkraft im Sinkflug
Kaum ein Bereich war so stark betroffen wie die Windenergie. Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank die Stromproduktion aus Windkraft um ganze 29,2 Prozent. Das ergibt für das erste Quartal 2025 nur noch 33,2 Milliarden Kilowattstunden, im ersten Quartal 2024 waren es noch 46,9 Milliarden.
Mehr als einmal in den vergangenen Jahren zeigte sich, wie schnell Windkraft schwanken kann. Schon 2021 lag der Anteil der Windenergie in einem 1. Quartal deutlich tiefer, nämlich bei 24,2 Prozent. Im Frühjahr 2025 nähert sich Deutschland diesem Wert wieder an. Doch trotz des Rückgangs bleibt die Windkraft der wichtigste Energieträger, wenn auch mit viel weniger Abstand zur Kohle als zuvor.
Diese Zahlen demonstrieren eindrucksvoll, wie schnell sich der Energiemix durch ungünstige Wetterlagen verschieben kann. Ausgerechnet die Windenergie, lange Zeit Zugpferd der Energiewende, zeigte in diesem Quartal enorme Schwächen.
Photovoltaik trotzt dem Abwärtstrend
Im Gegensatz zur Windkraft entwickelt sich die Photovoltaik aufwärts. Im ersten Quartal 2025 stieg die Stromerzeugung aus Sonnenenergie um beeindruckende 34,6 Prozent auf 11,0 Milliarden Kilowattstunden. Das entspricht einem Anteil von 9,2 Prozent am gesamten Strommix und ist ein positiver Lichtblick in einem sonst eher enttäuschenden Quartal.
Im Vorjahresquartal lag der Anteil der Photovoltaik nur bei 6,7 Prozent. Dieser Zuwachs liegt vor allem am Neubau zahlreicher Solaranlagen und an einer insgesamt steigenden Beliebtheit von Solarstrom in Deutschland. Aktuelle Statistiken zeigen, dass die Solarenergie zwar Wind und Kohle noch nicht überholt hat, aber ihren Platz im Energiemix zunehmend festigt.
Trotz dieses Trends reicht der Solarstrom allein aber nicht aus, um die Rückgänge bei Wind und Wasser auszugleichen. Die Solarbranche bleibt dennoch einer der Hoffnungsträger, gerade mit Blick auf den weiteren Ausbau und sonnigere Monate im Jahr.
Fossile Energieträger: Das Comeback von Kohle und Gas
Wenn weniger Strom aus Wind und Wasser kommt, müssen andere einspringen. Im ersten Quartal 2025 übernehmen Kohle und Erdgas diese Rolle. Die Stromerzeugung aus Erdgas legte um 27,5 Prozent zu und erreichte 24,6 Milliarden Kilowattstunden. Damit erreichte Gas einen Anteil von 20,6 Prozent am gesamten Energiemix – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als es nur 15,8 Prozent waren.
Doch auch die Kohle feiert ein echtes Comeback. Sie legt um 15,3 Prozent zu, von 28,0 auf 32,3 Milliarden Kilowattstunden im Vergleich zum ersten Quartal 2024. Mit 27 Prozent ist die Kohle damit nach Wind fast gleichauf wichtigster Energieträger. Diese Zahlen machen deutlich: Wird von den Erneuerbaren zu wenig produziert, greifen Energieversorger in Deutschland schnell zu fossilen Quellen, um Lücken zu schließen.
Dieser Umstand ist weder ein Remake der Vergangenheit noch ein grundsätzlicher Systemwandel. Vielmehr ist es ein Ausweichmanöver – ein notwendiges, um Versorgungssicherheit bei schlechtem Wetter zu gewährleisten, wie auch Handelsblatt-Analysen zeigen.
Vergleich: Energiequellen im Konkurrenzkampf
Im ersten Quartal 2025 drängt sich zwischen Windkraft und Kohle ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen auf. Wind produziert zwar knapp mehr Strom, aber die Kohle ist ihm dicht auf den Fersen. Der Abstand ist geringer als in jedem Quartal der letzten zwei Jahre.
Erdgas hat als Stromquelle enorm an Gewicht gewonnen, während die Bedeutung von Wasserkraft und Biogas im Vergleich gering bleibt. So bleibt das Rennen um die Anteile im Strommix spannend und zeigt, wie eng es zwischen den einzelnen Quellen werden kann. Biogas kam auf einen stabilen Anteil von gut 6 Prozent, Wasserkraft sackte auf 3,8 Prozent ab. Strommarktexperten zufolge kann Wasserkraft diese Schwankungen selten ausgleichen, zumal sie stark vom Niederschlag abhängig ist.
Insgesamt zeigt der Vergleich: Fossile Energieträger und Erneuerbare sind immer mehr in direkter Konkurrenz, wobei der Mix jedes Quartal neu ausgehandelt wird – je nach Wetter, politischer Entscheidung und wirtschaftlicher Lage.
Stromimporte und -exporte: Veränderungen im Außenhandel
Ein spannender Nebeneffekt des Umschwungs im Strommix ist die Entwicklung von Im- und Exporten. Im ersten Quartal 2025 stiegen die Stromimporte um 14,9 Prozent auf 19,3 Milliarden Kilowattstunden. Gleichzeitig gingen die Exporte leicht um 3,0 Prozent zurück und liegen nun bei 16,2 Milliarden Kilowattstunden.
Das heißt: Deutschland bezog mehr Strom aus dem Ausland als es exportierte. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass das inländische Stromangebot knapp wurde. Die offiziellen Daten zeigen: Im Q1 2024 waren Importe und Exporte fast ausgeglichen. Nun dreht sich das Bild – ein Resultat der Rückgänge bei den Erneuerbaren.
Stromimporte helfen, günstige oder flexible Quellen aus Nachbarländern für den Ausgleich im Netz zu nutzen. Doch sie machen das Land gleichzeitig abhängiger von der Stabilität und Preisentwicklung im Ausland.
Langfristige Perspektive: Halbjahresvergleich 2024
Um die Entwicklungen einzuordnen, blicken wir zurück auf das erste Halbjahr 2024. Dort stammten über 60 Prozent des eingespeisten Stroms aus erneuerbaren Energien. Besonders die Windkraft profitierte von günstigen Wetterverhältnissen. Mit einem Anteil von 33,3 Prozent war Windkraft mit Abstand der wichtigste Erzeuger.
Gleichzeitig war die eingespeiste Strommenge insgesamt etwas niedriger als im Vorjahr. Anders als 2025 sanken die Werte für Kohle auf ein Rekordtief. Import und Export sorgten dafür, dass praktisch so viel Strom in Deutschland verfügbar war wie in den Vorjahren – ein gutes Zeichen für die Versorgungssicherheit in Phasen hoher Erneuerbaren-Einspeisung.
Die Ursachen für die Schwankungen zwischen 2024 und 2025 sind schnell ausgemacht: Schwankende Wetterlagen und damit der unzuverlässige Wind machen den Unterschied im Strommix aus. Ein starker Ausbau der Erneuerbaren und mehr Flexibilität im Netz könnten helfen, diese Unterschiede künftig auszugleichen.
Methodische Hinweise zu den Statistiken
Ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung der Zahlen: Die Statistiken des Bundesamts beziehen sich immer auf Anlagen, die Strom ins Netz für die öffentliche Versorgung einspeisen. Nicht enthalten sind Anlagen, die ihren Strom direkt im Industrieunternehmen verbrauchen („Eigenverbrauch“), oder private Solaranlagen, deren Strom nie ins öffentliche Netz gelangt.
Außerdem gilt: Die Menge an Strom, die ins öffentliche Netz eingespeist wird, ist nicht gleich der Menge, die auch tatsächlich bei den Haushalten ankommt. „Netzverluste“ entstehen immer dort, wo Strom über weite Strecken transportiert wird. Ein weiteres Detail: Bei der Betrachtung des Stromverbrauchs muss stets auch der Saldo aus Importen und Exporten berücksichtigt werden, wie die Behörde erklärt.
Statistiken zu Preisen für importierten Strom oder Kosten der Erzeugung im eigenen Land werden in diesen Erhebungen meist nicht veröffentlicht. Wer tiefer eintauchen möchte, findet weitere Daten und Zeitreihen in der GENESIS-Online-Datenbank des Statistischen Bundesamtes.
Mögliche Auswirkungen auf Strompreise und Versorgungssicherheit
Welche Folgen hat der Umschwung für Strompreis und Versorgungssicherheit? Diese Frage stellen sich viele Verbraucher. Zwar erfassen die amtlichen Statistiken keine Preise, doch aus der Entwicklung lassen sich Rückschlüsse ziehen. Wenn bei schlechtem Wetter viel teurer Strom aus fossiler Erzeugung und aus dem Ausland eingekauft werden muss, steigen meist auch die Kosten für die Verbraucher.
Erschwerend kommt hinzu, dass fossiler Strom – besonders Kohlestrom – durch den CO2-Preis immer teurer wird. Ein plötzlicher Wechsel von erneuerbaren zu fossilen Quellen kann mittelfristig zu Preissprüngen führen. Langfristig drohen Unsicherheiten, wenn Deutschland bei Windflauten stärker auf Stromimporte angewiesen ist.
Die Versorgungssicherheit war im ersten Quartal 2025 dennoch gegeben, weil Importe rasch angekurbelt wurden. Dennoch mahnen Experten, dass größere Schwankungen im Strommix eine robuste Infrastruktur und flexible Reservekraftwerke erfordern, um den Bedarf künftig reibungslos decken zu können.
Politische und wirtschaftliche Bedeutung für die Energiewende
Diese Entwicklung ist kein gutes Zeichen für den Kurs der Energiewende. Das politische Ziel ist klar: Deutschland soll möglichst bald klimaneutralen Strom produzieren. Rückschläge wie im ersten Quartal 2025 können diesen Weg gefährden und liefern Stoff für politische Diskussionen.
Für die Wirtschaft bedeutet der Umschwung: Planungsunsicherheiten steigen. Viele Unternehmen fragen sich, ob die Energiepreise mittel- und langfristig stabil bleiben, wenn sie noch stärker von Wetter und internationalen Importen abhängig sind. Die Energiebranche selbst sieht sich gezwungen, auf solche Schwankungen mit gigantischen Investitionen in Netze, Speicher und flexible Reservekraftwerke zu reagieren.
Kurz gesagt: Der Rückfall in fossile Stromproduktion ist ein Warnsignal – für Politik, Wirtschaft und alle, die auf den Erfolg der Energiewende setzen.
Zukünftige Entwicklung: Was erwartet die Branche?
Wie wird sich die Lage weiter entwickeln? Vieles deutet darauf hin, dass der Anteil der erneuerbaren Energien im Jahresverlauf wieder steigen könnte, vor allem wenn die Windverhältnisse sich wieder normalisieren oder verbessern. Die Branche blickt auf Prognosen, Wettermodelle und den weiteren Ausbau von Erneuerbaren.
Die politische Steuerung, etwa durch den beschleunigten Ausbau von Solar- und Windkraft, ist weiterhin ein zentrales Stichwort. Ebenso müssen Netze modernisiert werden, damit Strom aus unterschiedlichen Regionen flexibel verteilt und gespeichert werden kann.
Eine große Herausforderung bleibt: Wetter und Klima können nie komplett vorhergesagt werden. Flexiblere Netze, intelligente Speicherlösungen und verbesserte Übertragungstechnologien werden dringend benötigt, damit Deutschland auch bei Flauten ausreichend sauberen Strom bereitstellen kann.
Fazit: Lehren aus dem Umschwung im Strommix
Das erste Quartal 2025 erinnert daran, wie sensibel der Strommix auf äußere Einflüsse wie Wetter reagiert. Trotz massiven Ausbaus erneuerbarer Energien reichen „Schlechtwetterphasen“ immer noch aus, um fossile Energieträger aus der Reserve zu locken. Die Stromproduktion bleibt ein Kraftakt der vielen Faktoren: Wetter, Ausbau, Netzinfrastruktur und politischer Wille greifen ineinander.
Was lässt sich daraus lernen? Zum einen: Der Ausbau erneuerbarer Energien allein reicht nicht, wenn Netze, Speicher und Importmöglichkeiten nicht flexibel genug mitziehen. Zum anderen: Jede politische und wirtschaftliche Planung muss mehr denn je mit größeren Schwankungen rechnen. Nur so kann Deutschlands Energiewende langfristig stabil und erfolgreich bleiben.
Abschließend: Der Strommix der Zukunft wird nicht mehr nur von Jahreszielen und Ausbauzahlen bestimmt. Es braucht eine vorausschauende, wetterbereinigte Strategie, gute Planung und eine Portion Geduld. So kann die Energiewende zurück auf Erfolgskurs gebracht werden – auch wenn Rückschläge wie im ersten Quartal 2025 dazugehören. Mehr dazu und zu aktuellen Zahlen finden Interessierte jederzeit bei Destatis.